Tilgungsdarlehen

Tilgungsdarlehen sind Kredite, für die eine bestimmte Laufzeit und feste Tilgungsraten vereinbart werden

Das Tilgungsdarlehen wird allgemein auch als „Abzahlungsdarlehen“ bezeichnet. Es ist nur der Oberbegriff für ein Darlehen, was über einen fest vereinbarten Zeitraum mit vorher festgelegten Tilgungsraten vereinbart wird. Zu den Tilgungsdarlehen gehören Ratenkredite und Annuitätendarlehen.

Die Wahl der Kreditform wirkt sich vor allem bei hohen Darlehensbeträgen erheblich auf die Höhe der monatlichen Rate aus. Deshalb ist die Kreditart vor allem bei der Ratenberechnung von Bedeutung. Insbesondere bei hohen Kreditbeträgen oder beim Bau oder Kauf einer Immobilie sollten Kreditnehmer einen genauen Kreditvergleich durchführen, um die passende Finanzierungsvariante zu finden.

Unterschied Tilgungsdarlehen vs. Annuitätendarlehen

Beim Tilgungsdarlehen wird eine feste und gleichbleibende Tilgung vereinbart. Obwohl der Kreditbetrag immer geringer wird, verändert sich die Tilgungshöhe nicht. Die Gesamtrate setzt sich aus Tilgung und Zinsen zusammen. Mit jeder Rate sinkt der noch offene Kreditbetrag und folglich auch die zu zahlenden Zinsen. Somit ergibt sich über die vereinbarte Laufzeit eine sinkende Kreditrate. Kennzeichnend für ein Tilgungsdarlehen ist also eine zu Beginn höhere Rate, die im Laufe der Jahre immer geringer wird.

Dagegen wird beim Annuitätendarlehen eine über die gesamte Laufzeit feste monatliche Rate vereinbart. Auch hier setzt sich die Rate aus einem Zins- und einem Tilgungsanteil zusammen. Da die Rate sich jedoch nicht verändert, nimmt die Tilgung kontinuierlich zu. Im Vergleich zum Tilgungsdarlehen tritt hier also ein umgekehrter Effekt ein. Je länger das Darlehen läuft desto höher wird die Tilgungswirkung der Rate.

Beispiel für ein Tilgungsdarlehen

Fakten:

  • Darlehen über 100.000 Euro
  • Effektiver Jahreszins 5%
  • Monatliche Tilgung 500 Euro

Für ein Abzahlungsdarlehen über 100.000 Euro wird eine monatliche Tilgung von 500 Euro vereinbart. Der effektive Jahreszins beträgt 5 Prozent. Hieraus ergibt sich eine jährliche Tilgung von 6.000 Euro über eine Laufzeit von 16 Jahren und 6 Monaten. Im ersten Jahr belaufen sich die zu zahlenden Zinsen auf 4.500 Euro. Insgesamt muss der Darlehensnehmer über das Jahr betrachtet als 10.500 Euro an die Bank zahlen. Im zweiten Jahr werden nur noch 4.200 Euro an Zinsen fällig. Die Tilgung bleibt mit 6.000 Euro identisch, sodass die jährliche Belastung nur noch 10.200 Euro beträgt. Über die Laufzeit nimmt die Belastung immer mehr ab bis diese im letzten Jahr nur noch 6.200 Euro zu zahlen sind.

Diese Beispielrechnung lässt sich natürlich auch auf die monatliche Rate anwenden. Beim Tilgungsdarlehen wird der zu zahlende Betrag monatlich aus Tilgung und Zinsen ermittelt. Die Zinsen sind gerade zu Beginn der Laufzeit sehr hoch und sinken dann immer mehr ab. Beim Tilgungsdarlehen beginnt der Kreditnehmer sofort mit der Rückzahlung, statt zunächst monatelang nur die Zinsen zu zahlen.

Vor- und Nachteile von Tilgungsdarlehen

Tilgungsdarlehen können auch im Rahmen einer Immobilienfinanzierung genutzt werden

Ein Tilgungsdarlehen bietet vor allem bei sehr hohen Darlehensbeträgen mit langen Laufzeiten Vorteile. Durch die bereits zu Beginn recht hohe Tilgung sinkt die Restschuld und damit verbunden auch die Zinsen schneller. Die Entschuldung geht somit insgesamt zügiger vonstatten. Dazu wirkt sich auch die sinkende Belastung positiv aus. Freiwerdende Gelder können so für andere Zwecke eingesetzt werden.

Der Nachteil liegt in einer im Vergleich zum Annuitätendarlehen anfangs höherer Belastung. Dies kann vor allem für junge Familien und andere Kreditnehmer mit geringem Budget zu einem Problem werden. Soll die Tilgung zu einem späteren Zeitpunkt reduziert werden entstehen zusätzliche Kosten. Aus diesem Grund ist das Tilgungsdarlehen für zahlreiche Bauherren bzw. Immobilienkäufer gar nicht möglich oder zumindest nicht empfehlenswert.

Für wen eignet sich ein Tilgungsdarlehen?

Ein Tilgungsdarlehen eignet sich generell für Kreditnehmer, welche ihr Einkommen für die nächsten 3 bis 5 Jahre sicher einschätzen können. Hierzu gehören beispielsweise Selbstständige und Freiberufler oder Angestellte mit befristeten Arbeitsverträgen. Dagegen ist das Annuitätendarlehen immer dann empfehlenswert, wenn das Einkommen über einen sehr langen Zeitraum gesichert ist. Über konstant gleiche und steigende Einnahmen verfügen unter anderem Beamte, Rentner oder Vermieter.

Vorteile und Nachteile im Überblick:

VorteileNachteile
vor Allem für hohe Beträge und lange Laufzeiten geeignethohe Belastung am Anfang ein Problem bei geringen Budgets
hohe Tilgung zu Beginn, damit schneller sinkende Restschuld und Zinskostenmuss die Tilgung aufgrund dessen angepasst werden, entstehen zusätzliche Kosten
sinkende Belastung über die Dauer des Vertrages und dadurch mehr Geld zur freien Verfügungnur in bestimmten Fällen die bessere Wahl, z.B. wenn das hohe Einkommen für die nächsten 3-5 Jahre sicher vorhergesagt werden kann
vor Allem für hohe Beträge und lange Laufzeiten geeignet

Mögliche Laufzeiten für Tilgungsdarlehen

Die Laufzeit ergibt sich beim Tilgungsdarlehen aus dem Kreditbetrag und dem festgelegten Tilgungssatz. Bei einem Darlehen über 200.000 Euro mit einer Tilgung von 5 Prozent beträgt die Laufzeit 20 Jahre. Im Allgemeinen werden Tilgungsdarlehen mit Laufzeiten zwischen 10 und 30 Jahren angeboten.

Zinsbindung bei Tilgungsdarlehen

Tilgungsdarlehen werden wahlweise mit Zinsbindung oder einer variablen Verzinsung angeboten. Bei den meisten Banken sind Zinsbindungen zwischen 5 und 15 Jahren möglich. Beim Tilgungsdarlehen sinkt der valutierende Kreditbetrag sehr schnell, sodass eine variable Verzinsung im Gegensatz zum Annuitätendarlehen weniger risikoreich ist. Dagegen wirkt sich eine Zinserhöhung zu Beginn der Laufzeit beim Tilgungsdarlehen ungünstiger aus, da die Belastung bei diesem zu Beginn ohnehin schon sehr hoch ist.

Sondertilgung und Kündigung

Wurde beim Abschluss des Kredits eine variable Verzinsung vereinbart, sind Sondertilgungen jederzeit möglich. Die Kündigung ist mit einer Frist von 6 Monaten ohne zusätzlichen Kosten möglich. Eine Vorfälligkeitsentschädigung wird in diesem Fall nicht berechnet.

Anders sieht das Ganze bei Tilgungsdarlehen mit festgeschriebenem Zinssatz aus. Sonderzahlungen sind nur dann möglich, wenn diese im Kreditvertrag vereinbart wurden. Ist dies nicht der Fall, muss der Kreditnehmer entweder ein berechtigtes Interesse nachweisen oder die Bank der Kündigung zustimmen. Sieht der Darlehensvertrag Sonderzahlungen vor, wird dabei auch festgelegt in welcher Höhe diese pro Jahr kostenfrei möglich ist.

Sonderkündigung nach 10 Jahren möglich

Die Kündigung ist generell nach einer Laufzeit von 10 Jahren möglich. Kann der Kreditnehmer “ein berechtigtes Interesse” nachweisen muss die Bank der Kündigung auch zu einem früheren Zeitpunkt zustimmen. Dies wäre beispielsweise bei einem Verkauf der finanzierten Immobilie der Fall. Das Kreditinstitut kann hierfür jedoch eine Vorfälligkeitsentschädigung verlangen, deren Höhe gesetzlich geregelt ist. Dabei muss unter anderem berücksichtigt werden, dass eine Kündigung nach Ablauf von 10 Jahren ohnehin kostenfrei möglich wäre.

Erfolgt die Kündigung ohne vertragliche Grundlage oder berechtigtes Interesse kann die Vorfälligkeitsentschädigung von der Bank nach eigenem Ermessen festgelegt werden.


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